Sonntags wird’s immer spät bei mir. Weil ich das ARD-Kulturmagazin ttt nicht verpassen will, welches für mich eine der besten Sendungen überhaupt im deutschen Fernsehen ist.
Gestern war ttt wieder besonders wertvoll gut, weil alle Beiträge, ich wiederhole, alle Beiträge das Zertifikat besonders sehenswert verdient haben. Wenn Ihr ttt gestern nicht gesehen habt, zum Beispiel weil Ihr heute morgen wieder euren Lebensunterhalt in irgendeiner Tretmühle verdienen beschaffen müsst, dann solltet Ihr nach Feieraband unbedingt in der Mediathek vorbeischauen und Euch diese halbe Stunde kluges Fernsehen anschauen.
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Im ersten Beitrag geht es um die Schule und ihr (enormes) Zerstörungspotential bei unseren Kindern. Vorgestellt wird die neue Dokumentation “Alphabet” von Erwin Wagenhofer, die am 31. Oktober in die deutschen Kinos kommt. Es geht um die Verdummungsmaschinerie, die wir Schule nennen und die zwei der wesentlichsten Dinge nicht lehrt, die Kinder lernen sollten:
Wie man lernt zu lernen und selbst zu denken.
Viele kluge und notwendige Dinge werden in dem Beitrag gesagt, die beste Aussage aber kommt von der Gymnasiastin Yakamoz Karakurt:
“Jeder weiß, dass die Schule nicht das Leben ist. Mein Leben aber ist die Schule, was heißt, dass da etwas falsch gelaufen sein muss. Es mag für einige übertrieben klingen, aber die Schule nimmt mir gerade das Wichtigste, was ich habe: meine Kindheit.”
Das ist nämlich die Frage, bevor es um Sein oder Nicht-Sein geht.
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Im zweiten Beitrag kommt Shoshana Zuboff, Wirtschaftswissenschaftlerin an der Harvard University, zu Wort. Ihre These:
“Wir bewegen uns vom industriellen Zeitalter hin zu einer neuen Art der Wirtschaft, die auf Information basiert. Und die Grundlage dieser Wirtschaftsform ist die Überwachung. Der staatliche Sicherheitsapparat und private Internetfirmen haben ein gemeinsames Interesse, die Kontrolle über unendlich große Datenmengen auszuüben. Das ist extrem beunruhigend.”
Es geht um die Verschmelzung von militärischer und ökonomischer Logik, um Liveüberwachung von Kunden und Dissidenten, um Erpressung jener, die nicht so mitspielen wollen, wie es sich die jeweiligen Regierungen vorstellen. Als Beispiel dient der us-amerikanische Email-Dienst Lavabit, der geschlossen wurde, weil der Betreiber Ladar Levison nur die Wahl hatte, den Geheimdiensten die Verschlüsselungscodes für die E-Mails zu geben und seine Kunden zu verraten oder in den Knast zu wandern, wenn er es nicht täte. Also hat er den Laden zugemacht, was im Angesicht der Konsequenzen die beste aller Entscheidungen für ihn war. Um seine eigene Freiheit nicht zu gefährden, hat musste er die Freiheit seiner Kunden amputieren.
Im Beitrag angesprochen wurden Zuboffs Gesetze, die ich gerne einfach mal hier in meinen Blog klebe.
1.
Alles, was digitalisiert und in Information verwandelt werden kann, wird digitalisiert und in Information verwandelt.2.
Was automatisiert werden kann, wird automatisiert.3.
Jede Technologie, die zum Zwecke der Überwachung und Kontrolle kolonisiert werden kann, wird, was immer auch ihr ursprünglicher Zweck war, zum Zwecke der Überwachung und Kontrolle kolonisiert.
Die Lösung für das Problem sieht Shoshana Zuboff ausgerechnet und glücklicherweise im Kapitalismus. Ich bin mit ihr einig, denn nicht gegen den Kapitalismus sollten wir sein, wenn wir Veränderungen möchten, sondern für ihn. Warum? Weil wir wissen was wir an ihm haben und was verändert werden müsste, damit der Kapitalismus seine guten Seiten zeigt und die schlechten lässt.
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Die Legende spricht – Die Tagebücher des Richard Burton. Einfach wunderbar.
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Mir ist Kunst allzu oft zu langweilig und viel zu verkrampft. Bei David Shrigley ist das anders, weil der Mann Humor hat und meinen trifft. Ich kann über seine Werke lachen. Laut eigener Aussage haben ihn am meisten beeinflusst:
“Unser Herr Jesus Christus, Marx, Hitler und Freud.”
Vielleicht ist David Shrigley genau deshalb für den diesjährigen Turner-Preis nominiert.
Hier geht es lang zum Meister des schwarzen Humors.
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In Deutschland wird sie gerade erst bekannt. In Frankreich und Dänemark ist sie längst ein Star. Agnes Obel. Für mich ist ihre fantastische Musik nichts Neues. Für Euch schon. Deshalb solltet ihr Euch unbedingt die Liebeserklärung von ttt anschauen und auf unten stehendes Video klicken. Es lohnt sich!
Melancholische Sirene – Die wundersame, wunderbare Kammerpop-Sängerin Agnes Obel.
